Die Familie eines Mörders

Teil (1) Der Falsche

Rechtsanwalt Alexander Bucks erhält einen panischen Anruf von der alleinerziehende Mutter Brigitte Achtmann. Man würde behaupten, das sie ihren Sohn schlagen würde. Man wolle ihr das Sorgerecht entziehen und ihren Sohn in ein Heim stecken wollen. Alexander kannte die Frau von der nicht so lang zurückliegenden Scheidung. Er hatte sie eigentlich als gute und fürsorglich, wenn nicht sogar über fürsorgliche Mutter in Erinnerung. Den Sohn selbst kannte er nicht so richtig. Er lag im Koma weil er im Garten eine Leiter runter gefallen war mitten in den Holzstoß. Bei dem Unfall war er anwesend, gesehen hatte er aber nichts. Nur seine Verletzungen, die wirklich ernst waren. Um so erfreulicher empfand er die Nachricht, dass er sich körperlich wieder erholt hatte. Er brach sofort zu Brigitte auf, die aber schon längst wieder Zuhause war und sich die Augen ausweinte. „Wie kann man mir nur so etwas unterstellen? Ich lieb meinen Zander. Ich würde ihm doch niemals schaden. Nicht nach dem was mein Ex ihm …“ „Ihm was?“ Alexander zieht den Stuhl zurück und setzt sich neben sie. „Hat er ihn geschlagen?“ „Ich .. äh … Ich weiß es nicht.“ „Hat das was mit der Scheidung zu tun? Ich meine sie ließen sich damals scheiden weil ihr Mann wegen dreifachen Mordes ins Gefängnis kam.“ „Bitte erinnern sie mich nicht daran. Die armen Frauen. Missbraucht und erwürgt und diese Bestie habe ich geliebt. Ich … Ich hasse ihn.“ „Hat er ihnen auch etwas angetan? Ich hatte schon damals den Verdacht …“ „Bitte hören sie auf. Er ist weg, für immer und aus unserem Leben. Er existiert nicht okay.“ Zitternd packt sie sich eine Tablettenschachtel. „Beruhigungstabletten?“ „Ich … Ich leide an Panikattacken seit dem bekannt ist das mein E … ex ein Mörder und Vergewaltiger war. Sie wissen nicht wie sie uns in unserem Dorf für ihn gehasst haben. Ich muss kochen Zander hat sicher Hunger.“ „Wo ist ihr Sohn?“ „Im Garten. Seit er aus dem Koma aufgewacht ist traut er sich nicht ins Haus rein. Die Ärzte meinten er hätte ein Trauma. Sie finden ihn entweder im Zelt oder auf seinem Baum. Machen sie sich aber nicht so viel Hoffnung. Zander hat auch vor seinem Unfall mit niemanden mehr geredet.“ „Ich versuch s trotzdem mal.“ „Ja natürlich. Vielleicht dringen sie zu ihm durch aber bitte seien sie vorsichtig mit ihm. Ich will nicht das er auch noch den Garten meidet.“ „Ich werde aufpassen versprochen.“ „Danke.“ Alexander schaut sich im Garten um und ruft nach dem Sohn. Er war aber nicht da. „Scheint nicht hier zu sein.“ „Wenn er das Essen riecht kommt er bestimmt. Es ist sein Lieblingsessen. Da kann er einfach nicht widerstehen.“ Beide warten an der Tür zum Garten. „Wie alt ist ihr Sohn denn?“ „Sechzehn. Er kommt. Oh nein wie siehst du denn aus.“ Zander reagierte auf die Beiden nicht im geringsten. Er begann einfach gemütlich sein Essen aufzuessen. Alexander geht in die Hocke und schaut sich das blaue Auge und die Krätzer in seinem Gesicht an. „Tragen sie einen Ring?“ „Nein seit meiner Scheidung nicht mehr. Wieso?“ „Das sieht zumindest so aus als habe der, der ihm das blaue Auge verpasst hat einen Ring getragen.“ Zander hatte aufgegessen und wollte gerade aufstehen. Seine Mutter ergreift seine Hand und meint besorgt: „Bitte komm mit rein. Ich muss deine Wunden versorgen.“ Brigitte zieht ihren Sohn ins Wohnzimmer und setzt ihn auf den Tisch. Anschließend zieht sie ihm die Jacke aus. Seine Arme waren ebenfalls mit blauen Flecken und Krätzern übersät. „Oh Gott was hast du denn getrieben?“ „Steht ihr Sohn unter Drogen?“ „Mein Zander doch nicht. Ich hab etwas kalte Finger. Erschreck bitte nicht.“ Vorsichtig drückt sie sein Kinn auf. „Hm seine Pupillen sind schon ungewöhnlich groß und er ist auch viel abwesender wie sonst. Vielleicht hatte er wieder seine Migräne, das hatte er als Kind schon immer so stark.“ Sie tastet seine Hosentaschen ab und fand eine Tablettenschachtel. „Ach Mensch Zander ich hab dich schon tausendmal gebeten mir Bescheid zu geben wenn du deine Tabletten benötigst. Unsere Schachtel sehen sich doch so ähnlich. Moment das sind ja meine Tabletten. Oh Gott wie viel hast du genommen?“ Panisch reist sie die Schachtel auf. „Gott sei dank nur zwei. Du schläfst heute Nacht in deinem Zimmer okay.“ Sie bringt Zander in einen anderen Raum. „Kurz darauf kommt sie wieder mit einem Schlüssel und verschwindet hektisch in ein anderes Zimmer. Als sie wieder rauskommt blickt sie sich suchend um. Sie legt ihren Schlüssel in eine Vase, die ganz oben im Regal stand. „Ich bin keine schlechte Mutter. Man darf mir Zander nicht wegnehmen. Er ist alles was ich noch habe und wie soll er das verkraften. Ich meine er hat schon ein Trauma wegen der Scheidung von mir und mein … meinem E …. Ex.“ „Beruhigen sie sich doch bitte. Ich bin der Meinung das Zander es bei ihnen gut hat.“ „Aber die Tabletten? Ich … ich muss besser aufpassen. Er hätte Tod sein können. Wenn ich doch nur an ihn herankäme.“ „Macht er eine Therapie wegen seinem Trauma?“ „Ja schon seit er aufgewacht ist. So bald ich genügend Geld habe versuchen wir eine Delphin-Therapie. Er ist also er war so ein leidenschaftlicher Schwimmer. An manchen Tagen bereue ich es echt das ich nicht als Krankenschwester weiter gemacht habe oder meinem Traumberuf Masseurin. Dann könnte ich ihm wenigstens etwas bieten.“ „Ich denke ihr Sohn weiß zu schätzen was sie für ihn tun. Gibt es irgendwelche Freunde von ihm die mir vielleicht etwas zu ihm sagen könnten.“ „Eigentlich nicht. Sie wissen ja die Scheidung ist noch nicht lange her und wir hatten damals noch in Sinnbach gewohnt. Ich bin gerade völlig durcheinander ich weiß nicht einmal wie lang wir schon hier sind.“ „Ist auch nicht so wichtig. Am besten sie gönnen sich auch etwas Ruhe. Ich kümmer mich drum.“ „Oh Gott sei dank. Ich dachte schon, dass sie glauben, ich könnte mich nicht um meinen Sohn kümmern nachdem was gerade passiert ist. Wissen sie die Ärzte meinten ich solle Zander die Möglichkeit geben einen Ort zu finden wo er sich wohlfühlt und als das ausgerechnet im Garten war fühlte ich mich schon wie eine Rabenmutter. Moment mir fällt da noch etwas ein. Unsere Vermieter haben eine Tochter. Sie war öfters hier und ich glaube Zander mag sie.“ „Wie heißt sie denn?“ „Anne … Anna … Anke … Angelika! Angelika Steinert. Ach verdammt jetzt fällt mir diese verdammte Adresse nicht ein.“ „Machen sie sich keinen Kopf ich find es schon heraus.“ Alexander nimmt sich vor die Nachbarin noch zu befragen, da diese sie angezeigt hatte. Er wollte schließlich wissen woher die Frau diese Anschuldigungen nahm. „Lassen sie mich raten wegen meiner Anzeige gegen Frau Achtmann. Nein ich bin keine Hellseherin ich hab sie aus dem Haus gehen sehen als ich im Garten mit den Kindern gespielt hab.“ „Oh sie haben aber viele Kinder.“ „Ich bin Bereitschaftsmutter und drei davon sind meine Enkel. Kommen sie rein.“ Alexander folgt ihr zu einem Esstisch. „Sind sie vom Jugendamt?“ „Nein ich bin der Anwalt von Frau Achtmann.“ „Anwalt? Ja es tut mir echt leid um die arme Frau. Ich hab echt lange überlegt, ob ich das richtige tu. Wasser?“ „Ja danke.“ „Wissen sie, Frau Achtmann lebt jetzt schon knapp einen Monat neben uns und ich hatte sie eigentlich als sehr gute Mutter kennengelernt. Hier bitte.“ „Danke.“ „Gestern als ich den Gehweg gekehrt hatte sah ich wie sie ihren Sohn anschrie und sie ihm eine Ohrfeige verpasste. Na ja es war nicht unbedingt eine harte aber so wie er reagiert hatte wurde er nicht das erstemal geschlagen. Ich kenne mich mit derartigen Reaktionen sehr gut aus. Ich habe lange Zeit als Psychologin gearbeitet und so wie er reagiert hat ist er lange Zeit geschlagen worden.“ Alexander blickte grübelnd auf den Tisch. „Ich will Frau Achtmann wirklich nichts böses aber ich kann nicht einfach wegsehen.“ „Danke ich muss leider weiter.“ „Keine Ursache. Ich hoffe sie können der Familie helfen.“ Alexander wusste nicht so recht wie er die Lage einschätzen sollte. Er kannte sie als eine wirklich nette Frau aber die Tatsache, das sie Beruhigungsmittel nehmen musste und Zander auf Grund seines Traumas nicht einfach war sprachen schon ziemlich gegen sie. Seine einzige Möglichkeit war wohl einen Weg zu ihm durch zu finden. Am nächsten Tag entschied er sich noch einmal mit Brigitte über ihren Exmann zusprechen. Allerdings befragte er sie zunächst wegen der Ohrfeige. Zander saß bei ihnen am Tisch und aß ein Müsli. „Die Ohrfeige? Die war weil Zander mein Auto benutzt hat und es zu Schrott gefahren hatte. Der Dummkopf hat mir nicht Bescheid gegeben, weil ich es ihm sonst natürlich verboten hätte.“ Mit Tränen in den Augen blickt sie auf ihren Sohn, der unbekümmert weiter isst. „Okay dann eine andere Frage und bitte seien sie ehrlich zu mir. Ich kann ihnen sonst nicht helfen.“ „M … M … Ex? Gut. Ich … Ich hatte noch einen weiteren Grund zur Scheidung. Ich schäme mich so. Ich … Ich meine er … Ich … Oh Gott ich bring es nicht fertig. Ich … Ich kann nicht darüber reden. Lassen sie mich verdammt nochmal endlich in Ruhe mit diesem alten Scheiß. Es ist vorbei okay.“ Weinend stützt sie sich in ihre Hände. Plötzlich legt Zander seinen vollen Löffel in die Schüssel nieder. „Zander! Hast du gerade reagiert? Zanderchen! Hey.“ Brigitte geht neben ihren still sitzenden Jungen in die Knie. Eine Träne läuft ihm über die Wange aber er regt sich weiterhin nicht. „Ich wusste es. Mein Zanderchen lebt. Alles wird wieder gut. Hörst du. Du darfst dir Wünschen was du willst. Ich mach dir alle wahr. Nur bitte … bitte werde wieder gesund.“ Zander richtet sich wie ein Roboter auf und verschwindet im Garten. „Nein nein nein. Du warst so kurz davor. Zander bitte bitte wach endlich auf. Bitte.“ „Ich glaube sie und ihr Sohn leiden an dem selben Problem.“ „Sie meinen er hat ihm auch etwas angetan? Nicht meinem armen Zander. Gut er hat mich geschlagen. Schlimmer noch. Er hat mir am lebendigen Leib ohne Betäubung meine Zehen abgetrennt und die Frauen vergewaltigt weil ich nicht mehr mit ihm schlafen wollte. Alptraum! Der reinste Alptraum. Ich schreck heute noch Nachts auf weil ich Angst habe das mein eigener Mann mit einem Messer an meinem Bett steht und mir die Kehle durchtrennt oder das mir ein Nachbar einen Stein durch Fenster wirft. Ich weiß echt nicht wann ich das letztemal wirklich geschlafen habe. Ich bin fünf Jahre durch die Hölle gegangen. Drei wegen meinem Ex und zwei wegen einem Dorf, das glaubt jemand der einen Mörder geliebt hat ist auch einer. Ich … Ich muss meine Tabletten nehmen.“ Alexander schaute noch einmal in den Garten bevor er ging. Auf dem Weg in seine Kanzlei muss er an einer roten Ampel halten. Zwei Mädchen laufen am Auto vorbei. „Sagmal Angelika magst du diesen Zander Achtermann etwa?“ „Er heißt Achtmann und na ja er ist schon süß irgendwie nur ist er sehr schüchtern.“ „Er ist nicht schüchtern er ist traumatisiert. Das wäre ich auch bei solchen Eltern.“ „Du kennst ihn eben nicht.“ Alexander fährt eilig auf einem Parkplatz um die Ecke und holt die Mädchen zu Fuß wieder ein. „Entschuldigung. Sind sie Angelika Steinert.“ „Und sie?“ „Alexander Bucks der Anwalt von Frau Achtmann.“ „Brigitte braucht einen Anwalt? Was ist denn passiert? Ist ihr Ex schon wieder raus?“ „Nein aber sie kennen die Familie anscheinend gut.“ „Geh ruhig schon vor Susann. Ich komm nach.“ „Wie du meinst aber in zehn Minuten kommt der Bus und wenn du nicht pünktlich kommst guck ich den Film alleine.“ „Ich hab den Film eh schon dreimal gesehen.“ Ihre Freundin rennt weiter. „Wir sind gut befreundet mit Brigitte und Zander. Allerdings kennen wir sie auch noch nicht so lange. Wie kann ich ihnen denn helfen?“ „Wie gut kennen sie den Zander?“ „Dutzen sie mich ruhig. Ich bin erst sechzehn. Es kommt drauf an. Zander kann nicht sprechen und er ist sehr schüchtern. Er lebt so zu sagen in seiner eigenen Welt. Sie wollen sicher mit ihm reden oder?“ „Es wäre nicht schlecht.“ „Ich kann versuchen Zander zu ermutigen aber machen sie sich nicht so viel Hoffnung. Sein Selbstbewusstsein ist wie soll ich sagen es existiert wegen seiner Stummheit nicht mehr.“ „Woher wissen sie denn das er stumm ist.“ „Ich hab so meine Tricks damit er mit mir spricht aber sorry freundschaftliche Schweigepflicht. Fahren sie mich.“ „Und dein Film?“ „Zander ist wichtiger.“ „Okay dann komm mit.“ Kaum waren sie angekommen bat sie ihn am Esstisch zu warten. Es dauerte nicht lange bis sie wieder kam und ihm ein Papier vorlegte. „Meine Mutter schlägt mich nicht. Sie ist eine tolle Mutter.“ „Tut mir Leid mehr war nicht drin. Er ist heute nicht so gut drauf. Irgendwas belastet ihn heute mehr als sonst.“ „Das ist ja schon ein Anfang danke.“ „Ich red noch ein bisschen auf ihn ein. Wie kann ich sie denn erreichen wenn Zander soweit ist.“ „Moment. Oh ich hab gar keine Visitenkarten mehr.“ „Das haben wir gleich. Blog Blog. Hier! Und ein Stift.“ Alexander schreibt seine Telefonnummer drauf und die Adresse seiner Kanzlei. „Fals er doch noch persönlich sprechen möchte.“ „Gut. Das wird schon klappen.“ Am nächsten Tag stand etwas unsicher Zander in der Kanzlei vor ihm. Er klammerte ein schwarzes A4 Buch an sich und reicht ihm zitternd einen Zettel. „Ich kann ihre Schrift nicht lesen aber zum Glück hab ich so eine gute Dolmetscherin. Sie wollen uns also wirklich helfen?“ „Ja. Setzt dich ruhig.“ Zander taste seine Taschen ab. „Brauchst du was zu schreiben Moment? Hier.“ Zander nimmt Papier und Stift und schreibt hektisch: „Gut aber dann passen sie auf meine Mutter auf. Sie hat Herzrhythmusstörungen und wenn sie ihre Panikattacken bekommt kriegt sie sehr leicht einen Herzinfarkt und sagen sie ihr auf keinen Fall was in diesem Buch hier steht. Es würde sie umbringen.“ Zander legt ihm das Papier zusammen mit dem Buch und dem Rest auf den Tisch und geht.

„Alles gute zum 8 mein kleiner Fisch. Du warst in letzter Zeit so viel im schwimmen, das deine arme Mutter dich kaum noch gesehen hat. Da verrät mir doch glatt ein Fischlein das du toll zeichnen kannst. Ich hoffe das Buch macht dir noch viel Freude.“

Anschließend folgten viele wirklich gute Zeichnungen. Anfangs noch eher niedlich Fantasiewesen, dann etwas düstere Gestalten und einige Zeichnungen von seiner Mutter. Nach all den Gemälden folgt nun wieder Text.

Wo ist denn meine Mutter? Wie ich bin im Krankenhaus? Ich hab sie mehrmals angesprochen aber sie reagieren ja nicht. Ja man meine Migräne ist wieder da. Soll das ein Witz sein? Ich hab eine schwere Gehirnerschütterung und bin stumm! Ich will sofort meine Mutter sehen. Wie sie liegt im Nebenzimmer? Hatte sie einen Herzinfarkt? Ich will zu ihr! Ich muss meine Mutter beschützen. Verdammt was haben sie mir gegeben wieso kann ich nicht aufstehen? Ich kann meine Beine nicht spüren! Was soll das? Wieso spür ich das nicht. Bin ich gelähmt aber meine Hand ich kann sie doch bewegen? Nein es geht nur mühsam. Was ist denn passiert? Ich bin eine Leiter runter gefallen? Ich erinnere mich an überhaupt nichts. Was ist das für eine bescheuerte Frage. Ist ja gut ich heiße. Ich weiß es ja gar nicht. Was ist hier los verdammt? Ich will keine Ruhe. Ich will wissen was hier los ist. Wie geht’s meiner Mutter? Wann kommt sie? Bleib ich gelähmt? Ja ignoriert mich du blöde Kuh!

Verdammt meine Mutter hat nur geweint. Hätte ich doch bloß schreiben können. Ich erinnere mich das wir Besuch hatten. Ich glaub ein Mann. Ich hab Schuhe gesehen als ich am Boden lag. Das waren fremde. Mein beschissener Schädel dröhnt immer noch wie verrückt. Dabei bin ich schon vollgepumpt mit Schmerzmittel. Wenn meine Mutter später wieder kommt zeig ich ihr das ich meine Hand bewegen kann. Das muntert sie bestimmt auf.

Scheißdreck! Sie hat noch viel schlimmer geweint. Hoffentlich haben die Ärzte ihr nicht gesagt, das ich wegen meiner Kopfverletzung sehr wahrscheinlich gelähmt bleibe. Sicher ist ja das ich nicht mehr sprechen kann. Wie soll ich ihr das nur klar machen? Ich hab Angst das sie stirbt. Sie ist doch ehe immer so besorgt. Ich bin ihr das wichtigste. Super im Moment wäre es mir lieber sie hätte nicht dieses Rhythmusfehler.

Ich erinnere mich dran das die Leiter so seltsam vibriert hat. So als hätte jemand dagegen getreten. Wer zum Kuckuck ist dieser Fremde? Ein Parfüm. Rosen. Ich hab ein Rosenparfüm gerochen. Das müsste das von meiner Mutter sein. Irgendwas ist hier faul.

Meine Kopfschmerzen sind etwas leichter geworden und ich kann mich etwas besser bewegen. Also zumindest Kopf und Hände. Ich bin so froh meine Lähmung verschwindet so nach und nach. Meine Mutter ist seit Tagen nicht mehr gekommen. Es tut mir echt Leid das ich ihr solch einen Kummer mache. Ich trau mich schon gar nicht mehr mich auch nur etwas zu bewegen wenn sie in meiner Nähe ist. Sie ist etwas ruhiger geworden glaube ich aber irgendwas bedrückt sie und das bin nicht nur ich. Ich weiß mittlerweile auch wer dieser Fremde ist. Also mehr oder weniger. Ich hab ihn zur Tür reingelassen. Er ist Anwalt. Alexander Busch oder Tusch. Ich bin mir nicht so ganz sicher irgendwas in diese Richtung. Ich weiß auch das er mit dem Vibrieren an der Leiter nichts zu tun hatte. Er kam mit meiner Mutter raus als ich am Boden lag. Eine weitere fremde Person hatte sich an meiner Leiter zu schaffen gemacht.

Heute fühl ich mich irgendwie gar nicht gut. Meine Mutter hat mich nach Hause bringen lassen. Es ist alles so düster hier und ich spüre das ich eine schwere Last für sie bin. Ich würde es ihr so gern leichter machen aber jeder Versuch bisher hat es nur schwerer für sie werden lassen. Mittlerweile frage ich mich sogar ob es nicht besser wäre wenn ich tot wäre. So würde sie wenigstens irgendwann wieder ihren Frieden finden. Sie wünscht sich so sehr das ich wieder gesund werde, sie verwöhnt mich so gut sie kann aber alles was ich will ist doch nur das sie aufhört zu weinen. Wenn ich gehen kann geh ich weg von hier. Sie muss endlich zur Ruhe kommen.

Ich mach alles falsch. Meine Mutter ist im Krankenhaus. Herzinfarkt zum zweiten mal. Ich kann sie nicht mehr schützen. Zu viele hassen uns. Warum nur muss uns das alles passieren? Da draußen stehen meine Freunde. Sie bombardieren das Haus mit Steinen. Überall steht Mörder, Schänder. Ich halt das nicht mehr aus. Ich bin in diesem Horror gefangen. Wenn ich doch nur gehen könnte.

Ich stammt von einem Mörder ab und meine Freunde glauben alle ich wäre eine Gefahr für sie. Fahr in die Hölle schreien sie. Meine ehemaligen Freunde. Fahr in die Hölle.

Mutter glaubt ein neues Haus macht unser Leben besser. Gar nichts ist besser. Ich hab seit Tagen Migräne und fühl mich wie überfahren. Ich will einfach nur noch Tod sein.

Ich kann nicht schlafen Stimmen foltern meinen Kopf. Immer wieder brüllt sie fahr in die Hölle oder Stirb! Ich hab das Gefühl als wäre ich Tod. Ich fühl mich so leer so willenlos. Alles was an mir noch einen krampfhaften Willen hat ist wohl meine Hand, die meint sie müsse all meine Gedanken aufschreiben.

Wow ein Wunder meine Migräne ist wie ausgeblasen. Es ist etwas kalt hier aber ich geh aufkeinenfall zurück in mein Zimmer. Ich bin gerade aufgewacht. Irgendwie stand mein Schädel schon wieder unter Hochspannung. Äh. Wie zum Kuckuck bin ich wieder in das Zimmer gekommen. Ich muss raus hier.

War ich bewusstlos? Ich sitze unter dem Baum und ein hübsches Mädchen baut vor meiner Nase ein Zelt auf. Meine Migräne kehrt wieder. Na nu. Was ist denn das? Das tut gut. Wer lacht da hinter mir? Bist du das Mädchen an dem Zelt gerade? Was machst du da? Du bist eine gute Masseurin. Danke. Kommst du mal wieder? Du bist nett.

Ich habe sehr gut geschlafen heute Nacht. Ich hab mich entschlossen etwas die Gegend anzusehen. Vielleicht ist es so schön hier wie Angelika sagte.

Das ist ein Alptraum! Ich kann mich an alles wieder erinnern aber bin ich dennoch bei Verstand? Mein Vater sitzt im Gefängnis wie konnte er mich im Garten angreifen. Ich bin mir aber 100 % sicher das er an der Leiter gerüttelt hat. Ich bin hinabgestiegen und hab mit im gesprochen. Allerdings weiß ich nicht weswegen. Er hat einfach auf mich eingeschlagen und ist weggelaufen. Ich muss wissen was hier gespielt wird.

Scheiße ich hab das Versteck von meinem Vater gefunden. Die Dummköpfe haben den falschen eingebuchtet. Was mach ich denn jetzt? Hier laufen drei solche finsteren Typen rum. Ich muss weg hier!

Dieser Anwalt Busch, Tusch was auch immer ist ja wieder da. Soll ich ihm vielleicht sagen, das mein Vater noch frei ist? Mein Vater ist hier irgendwo. Wenn ich mit ihm spreche bring ich meine Mutter und weiß wenn noch alles in Gefahr. Nein ich muss das alleine klären. So bald meine bescheuerte Migräne endlich aufhört.

Alexander schlägt das Buch zu und begibt sich auf den schnellsten Weg zur Polizei. Kaum hatte er dort einem Polizisten angetroffen ruft ihn panisch Brigitte an. „Mein Ex ist hier. Helfen sie mir bitte.“ Ein Krachen war zu hören und Brigitte kreischte. Kurz darauf war alles still. „Frau Achtmann! Hallo. Sie sagte ihr Exmann sei bei ihr. Irgendwas ist da passiert.“ Alexander hetzt zu seinem Auto. Als er und die Polizisten eintrafen polterte Zander mit einem anderen älteren Mann aus der eingetretenen Tür. „Na warte du Plagegeist.“ Der Mann war Zander überlegen und würgte ihn unerbittlich. Zu dritt zogen sie den Mann von Zander. „Bist du okay?“ fragt Alexander und reicht ihm eine Hand. Zander nickt und läuft zur Tür er winkt ihm damit er ihm folgt. Zander führte ihn ins Badezimmer, wo seine Mutter bewusstlos am Boden lag. Zander versucht seine Mutter aufzuwecken während Alexander den Notarzt verständigt. Zu Zanders Freuden würde seine Mutter keine Behinderung davon tragen. Damit Zander zuhause bleiben konnte hatte sich die Nachbarin bereit erklärt die Aufsicht zu übernehmen bis die Mutter wieder gesund war. Zander nutzte die Zeit alleine um herauszufinden wo nun seine Grenzen mit der Behinderung lagen. Er besuchte einen Schule, die ihm die Gebärdensprache beibrachten und er schmiss den Haushalt so gut wie alleine. Eben mit der Unterstützung von der Nachbarin und seiner Freundin Angelika Steinert. Auch als seine Mutter wieder aus dem Krankenhaus kam wollte er es unbedingt weiter so Hand haben. Alexander schaute noch einmal so bei ihnen vorbei und war froh das er endlich wusste warum er damals so ein ungutes Gefühl hatte als das mit der Scheidung erledigt war. Ach ja und der falsche Vater im Knast sah dem Vater verdammt ähnlich war aber an der ganzen Sache unschuldig. Bis auf die Tatsache, das er die Schuld auf sich genommen hatte um knapp Zehntausend als Entschädigung von Harald Achtmann zu kassieren. Das er dafür hätte fünfundzwanzig Jahre in den Knast müssen hatte er bis heute nicht verstanden.